Meine Reisen werden oft inspiriert durch Blogs, durch Bilder von schönen Orten, durch Filme oder Bücher. Dieses Mal kam die Inspiration von einer Dokumentation über das Weitwandern (“Der Weg war sein Ziel: Zu Fuß von München nach Venedig”). Zeit in der Natur, Ruhe, Entschleunigung und dennoch aktiv sein und ein Ziel vor Augen haben – das klang gut. Außerdem passte die Idee super in das Pandemiejahr, in dem Fernreisen im wahrsten Sinne des Wortes in weite Ferne gerückt waren und Städtereisen durch Lockdowns ebenfalls an Attraktivität verloren.
Allgemeines zum Lechweg
Nach einigen Recherchen zum Weitwandern fiel meine Wahl auf den Lechweg. Dieser erstreckt sich auf über 125 Kilometern zwischen dem Formarinsee in Lech am Arlberg im österreichischen Vorarlberg bis hin nach Füssen im deutschen Bayern. Seinen Namen erhält der Weg durch den Lech. Der Lech begleitet den gesamten Weitwanderweg von seiner Quelle in der Nähe des Formarinsees bis hin zum Lechfall in Füssen. Durch seine eher moderaten Höhenmeter und die gut ausgebauten Wanderwege eignet sich der Lechweg übrigens ganz besonders gut für Weitwanderweg-Einsteiger.
Vorbereitungen und Einteilung der Etappen
Auch wenn der Lechweg sich gut für Weitwanderweg-Einsteiger eignet, so ist er dennoch nicht mit einem Spazierweg zu verwechseln. Es macht einen Unterschied, ob man eine lange Tageswanderung macht, von der man sich am nächsten Tag erholen kann, oder ob man mehrere Tage hintereinander lange Wanderungen unternimmt (ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe es selbst unterschätzt). Ein großer Vorteil des Lechwegs ist daher, dass die Etappen flexibel und zur eigenen Kondition passend eingeteilt werden können. Wer noch keine Erfahrung mit dem Weitwandern hat, dem sei wärmstens ans Herz gelegt, sich etwas mehr Zeit zu nehmen und zwischendurch auch mal kürzere Etappen oder gar einen Pausentag einzulegen.
Ich habe den Lechweg in 8 Tagesetappen von je etwa 10 bis 23 Kilometern erwandert. Perfekt für die erste Weitwanderung und für so eine “Flachlandtirolerin” (aus NRW) wie mich. Eine gute Hilfe zur Einteilung der Etappen bietet der Kompass Wanderführer “Lechweg”, mit dessen Kartenmaterial ich auch während der Wanderung sehr gut zurechtgekommen bin.
Das “L” weist dem Lechweg-Wanderer durchgängig den Weg.
Da die Auswahl an Unterkünften in den beschaulichen Orten entlang des Lechwegs nicht uneingeschränkt groß ist und ich den Weg im Pandemiejahr gelaufen bin, in dem sich viele dafür entschieden haben, in heimatnahen Gefilden zu urlauben, habe ich die komplette Wegplanung und Buchung der Unterkünfte vor der Wanderung vorgenommen.
Eine gezielte sportliche Vorbereitung habe ich nicht gehabt. Ich habe aber darauf geachtet, dass ich mich vor der Wanderung durch Joggen, Wandern und ein wenig Krafttraining fit halte.
Gepäcktransport
Meine größte Sorge hinsichtlich des Weitwanderns betraf das Tragen eines größeren und schwereren Rucksacks. Insofern war ich sehr froh, als ich den Gepäcktransport-Service entlang des Lechwegs entdeckte. Ich weiß, dass es viele Stimmen gibt, die behaupten, man habe einen Weg nur dann geschafft, wenn man auch sein eigenes Gepäck getragen hat, aber ich sag euch was: was interessieren mich die anderen? I did it my way. Ich bin den Weg am Ende ja dennoch mit meinen eigenen Füßen gelaufen. Mein eh schon angeschlagener Rücken hat es mir gedankt. Der Gepäcktransport (10 Euro pro Tag) ist direkt bei der Feuerstein GmbH zu buchen oder über die offizielle Webseite zum Lechweg. Meine Erfahrungen mit dem Service waren durchweg positiv!
Anreise
Ich verrate es bereits an dieser Stelle: ich bin den Lechweg nicht wie üblich “von der Quelle bis zum Fall”, also vom Formarinsee bis Füssen, gelaufen, sondern in umgekehrter Richtung vom Lechfall in Füssen bis zum Formarinsee. Dies hat die Anreise aus Deutschland verkürzt. Da Füssen über eine gute Bahnanbindung verfügt, bietet sich die Anreise mit dem Zug an. Das spart außerdem die Parkkosten im teuren Füssen während man sich auf dem Lechweg befindet.
Unterkünfte
Die Unterkünfte entlang des Weges habe ich nach Festlegung der einzelnen Etappen jeweils über die üblichen Buchungsportale gebucht. Hüttenübernachtungen sind entlang des Weges nicht notwendig, was gerade in Pandemiezeiten ein großes Pro-Argument für den Lechweg ist, zumal Hütten für Übernachtungen (zumindest im Matratzenlager) nicht geöffnet sind bzw. waren. Die Unterkünfte, in denen ich übernachtet habe, werde ich in den Beschreibungen der einzelnen Etappen jeweils verlinken.
Ein paar Worte zum Alleinwandern
Nachdem ich die ersten beiden Etappen des Lechwegs in bester Begleitung gewandert bin, habe ich mich allein auf die restlichen sechs Tagesetappen gemacht. Und was soll ich sagen? Es war eine tolle Erfahrung! Zu keiner Zeit habe ich mich unsicher, unwohl oder einsam gefühlt. Stattdessen konnte ich mich ganz auf mich selbst, mein eigenes Tempo, auf die Umgebung und meine Schritte entlang des Weges konzentrieren – irgendwie hatte es etwas meditatives. Es hat nicht lange gedauert, da habe ich mich ganz im “Flow” befunden, fühlte mich innerlich ruhig und ausgeglichen. Ich würde es jederzeit wieder so machen. Dennoch will ich nicht vorenthalten, dass ein kurzer Anruf oder Nachrichtenaustausch mit Zuhause manchmal gut taten und mich hier und da motiviert haben, trotz Muskelkater und strömendem Regen weiterzugehen. Auf den Weg machen, musste ich mich dann aber dennoch allein.
Zur Vorbereitung auf das Alleinwandern habe ich mir ein Erste-Hilfe-Kit besorgt (was sicherlich nicht nur beim Alleinwandern Sinn macht). Zusätzlich habe ich mir eine Trillerpfeife an den Rucksack gehangen. Mein Handy hatte ich griffbereit dabei, in dieses habe ich mir vor der Wanderung Notfallnummern – auch die, der Bergrettung – eingespeichert.
Die Etappen im Einzelnen – mein Erfahrungsbericht
In der Regel wird die Gehrichtung des Lechwegs von seiner Quelle am Formarinsee bis hin zum Lechfall in Füssen beschrieben. Ich habe mich jedoch entschieden, gegen den Strom zu wandern und den Weg andersherum zu laufen, da ich es einfach schöner fand, in die Berge hineinzuwandern als von ihnen weg. Für mich persönlich genau die richtige Entscheidung! Zwar macht man in dieser Wanderrichtung ein paar Höhenmeter mehr – man geht also tendenziell eher bergauf (wobei sich das Bergauf und Bergab am Lechweg sowieso angenehm die Waage halten). Die Etappen wurden in dieser Richtung aus meiner Sicht aber immer schöner. Auch die Beschilderung des Weges ist in beide Richtungen gleich gut.
Etappe 1: Füssen – Pflach
Streckenlänge: 15 km Höhenmeter: 760 hm bergauf – 720 hm bergab
Da stehen wir über der Brücke am Lechfall und schauen dem Wasser zu, wie es die Stufen des Falls hinunterplätschert. Ein Erinnerungsfoto gemacht und los geht die Tour! Nicht lange dauert es bis zum ersten Highlight des Weges nach dem Lechfall: die Königsschlösser – Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau. Wir gönnen uns eine erste kleine Pause am schönen Alpsee, wo der Lechweg entlang des Ufers verläuft. Abgelenkt von der Schönheit des Sees und dem Blick auf die märchenhaften Schlösser, verpassen wir jedoch eine Abzweigung, wo der Lechweg, etwa auf halber Umrundung des Sees, einen Waldweg hinaufführt. Wir bemerken es peinlicherweise erst, nachdem wir bereits 3/4 des Sees umrundet haben und machen daher schon jetzt einige Extra-Kilometer. Irgendwann finden wir aber die richtige Abzweigung, bewältigen einige Höhenmeter – sowohl bergauf, als auch bergab – und passieren zwischendurch fast unbemerkt die Grenze von Bayern nach Tirol. Die letzten Meter Richtung Pflach verlaufen schließlich recht flach über Schotter- oder asphaltierte Wege.
Fazit: Mit dem Lechfall, den Königsschlössern, dem See, einigen Wald- und Wiesenabschnitten sowie dem Wechsel von Bergauf und Bergab eine abwechslungsreiche und schöne erste Etappe!
Unterkunft in Füssen: Hotel Fantasia (saubere Zimmer, schöner Garten, tolles Frühstück, unmittelbare Nähe zum Bahnhof und Zentrum)
Unterkunft in Pflach: Hotel Gasthof zum Schwanen (Zimmer geräumig und sauber, gute Auswahl beim Frühstück, Gastwirte hätten freundlicher und kommunikativer sein können)
Der Lechfall – hier beginnt der Weitwanderweg
Der Alpsee lädt zu einer ersten Pause ein.
Bergwelten kurz vor Pflach
Etappe 2: Pflach – Weißenbach am Lech
Streckenlänge: 18 km Höhenmeter: 600 hm bergauf – 550 hm bergab
Die heutige Etappe startet mit flachen Wegen auf den ersten Kilometern. Bei Hinterbichl – etwa nach den ersten 3 Kilometern – biegen wir auf einen Forstweg ab, der bald in einen teils steilen Pfad übergeht bis hin zum idyllisch im Wald gelegenen Frauensee. Hinter dem See setzt sich der Anstieg bis zur Costarieskapelle fort, wo zunächst die Glocken der Kapelle geläutet werden und wo eine Holzbank mit Aussicht zur Rast einlädt. Dann geht es einen steilen Hang hinab, bis sich der Lechweg schließlich wieder auf den Lech zubewegt, den wir zwischenzeitlich aus dem Blick verloren hatten. Die letzten 6 Kilometern bis Weißenbach folgen wir dem flachen – und auf Dauer etwas eintönigen – Schotterweg am Lechufer entlang.
Fazit: Eine insgesamt schöne zweite Etappe, auf der sich das Bergauf und Bergab mit einigen Kilometern auf flachen Wegen abwechseln. Das letzte Drittel des Weges ist eher unspektakulär, aber dafür einfach zu bewältigen.
Unterkunft in Weißenbach: Hotel Pension Kreuzeck Apartments (moderne, gemütliche Zimmer, Bar für einen Drink oder eine Mahlzeit am Abend, tolles Frühstück)
Lechüberquerung
Lechweg-Panorama
Kurze Pause am Frauensee
Die Costarieskapelle am Lechweg. Pause nach einem schweißtreibenden Anstieg.
Eine schöne zweite Etappe und eine gute Abwechslung zwischen bergauf, bergab und flachen Wegen.
Etappe 3: Weißenbach – Stanzach
Streckenlänge: 13 km Höhenmeter: 200 hm bergauf – 150 hm bergab
Die erste große Herausforderung heute ist der strömende Regen, die Zweite, ab jetzt alleine weiterzugehen. Damit fängt es auch gleich gut an (nicht), denn ich verlaufe mich, noch bevor ich Weißenbach wirklich verlassen habe. Drei Extra-Kilometer gemacht, kann ich nur lachend den Kopf über mich selbst schütteln. Ich bin tatsächlich an einem riesigen “L” vorbeigelaufen, welches den Weg klar in eine andere Richtung anzeigte, als die, in die ich gegangen bin. Nun gut, sowas passiert. Wirklich nennenswerte Höhepunkte gibt es ansonsten auf der heutigen Etappe nicht. Der Lechweg verläuft ohne größere Auf- und Abstiege abwechselnd über Schotterwege, Wald- und Wiesenpfade – lange Zeit auch unmittelbar am Lechufer entlang. Meine größte Aufmerksamkeit hat es daher fast, mir im niederprasselnden Regen einen Weg zwischen den tiefen Pfützen zu bahnen um einigermaßen trockene Füße zu behalten (was leider nicht geglückt ist).
Fazit: Eine unspektakuläre, teils recht langweilige Etappe des Lechwegs.
Unterkunft in Stanzach: Hotel Garni Waldhof (direkt am Lechweg, einfache aber saubere Zimmer, Lechwegbier im Kühlschrank, gutes Frühstück, netter Gastgeber)
Weißenbach in Wolken und Regen
Der Lech als willkommener Farbtupfer im ansonsten trüben Regenwetter
Etappe 4: Stanzach – Bach
Streckenlänge: 23,5 km Höhenmeter: 920 hm bergauf – 800 hm bergab
Die ersten Wehwehchen machen sich bemerkbar. Mein – trotz Gepäcktransport – viel zu voll gepackter Rucksack hat sein übriges getan – ich kann mich heute Morgen vor Rückenschmerzen kaum bewegen. Manche Dinge lernt man eben erst im Tun. Ab heute wird mein Tagesrucksack also deutlich leichter gepackt. Dennoch muss ich klein beigeben und einen Großteil des heutigen Weges zähneknirschend mit dem Bus zurücklegen. Bei Köglen verlasse ich den Bus und laufe die letzten Kilometer der Etappe auf einem Pfad und breiten Wegen durch Wald und Wiesen – zumeist direkt am Lechufer entlang – bis zur Kirche im Ortszentrum von Bach, von wo ich meine Unterkunft ansteuere und mich den restlichen Tag bei Netflix und Co. ausruhe.
Fazit: Leider wenig Details zum Weg, dafür aber wichtige Lektionen beim Weitwandern gelernt: es kommt nicht immer wie erwartet, man muss flexibel bleiben und das Beste aus der Situation machen. Und: manchmal ist es gut, über den eigenen Ehrgeiz und Stolz zu springen.
Unterkunft in Bach: Haus Petra (urgemütliches Zimmer, sehr nette Gastgeberin, ein fantastisches Bio-Frühstück mit selbstgemachtem Brot und Aufstrichen, etwas abseits des Lechwegs – lohnt sich aber!)
Im Regenwetter entlang des Lechufers von Stanzach bis Bach
Lechuferweg – auf dem letzten Teil der Etappe kommt doch noch die Sonne raus.
Etappe 5: Bach – Holzgau
Streckenlänge: 10 km Höhenmeter: 780 hm bergauf – 730 hm bergab
Vom Ortszentrum in Bach geht es heute zunächst durch Wald und durch teils hügelige, wellenförmige Wiesen bis zur Talstation der Jöchelspitzbahn. Dann führt der Lechweg größtenteils auf schönen Panoramawegen auf mittlerer Höhe am Hang entlang mit belohnenden Ausblicken auf die Landschaft. Früher als erwartet ist auch Holzgau schon am Talgrund zu erkennen. Ein paar hölzerne Stege führen über steile Wiesenhänge bis es zu einer Weggabelung kommt. Hier bietet der Lechweg zwei Varianten an, um nach Holzgau zu gelangen: vorbei am Simms-Wasserfall oder über die spektakuläre Holzgauer Hängebrücke. Ich möchte mich der Herausforderung stellen und wähle letztere Variante. Und ja, die 200 Meter lange und 110 Meter über der Höhenbachtalschlucht hängende Brücke ist wirklich beeindruckend! Es sind nur wenige Leute an der Brücke, die sich eher vorsichtig über die schwankende (!) Brücke vorwärts bewegen. Und dennoch: die eigenen (Höhen-) Ängste – sofern vorhanden – zu überwinden und auf der anderen Seite anzukommen ist ein so lohnenswertes Gefühl! Ich bin vor Euphorie sogar gleich ein zweites Mal über die Brücke gelaufen. Hinter der Hängebrücke ist es schließlich nur noch ein kurzer Weg bergab bis ins Dorf.
Fazit: Eine meiner Lieblingsetappen! Die Abwechslung von Wald-, Wiesen- und Forstwegen war angenehm und der Panoramaweg am Hang entlang schön zu wandern. Den krönenden Abschluss der Etappe über die Hängebrücke werde ich wohl nicht so schnell vergessen.
Unterkunft in Holzgau: alpdeluxe Apartments Holzgau (saubere, geschmackvoll eingerichtete Zimmer, kleine Küchenzeile, gutes Frühstück, klasse Wellnessbereich mit Aussicht auf die umliegende Bergwelt – hier wäre ich gerne noch länger geblieben)
Panoramablick am Rastplatz “Schöne Aussicht”
Erster Blick auf Holzgau aus der Ferne
Die Herausforderung des Tages (für mich): die Hängebrücke in Holzgau, 200 Meter lang und 110 Meter hoch.
Beweisfoto über der Höhenbachtalschlucht 😉
Etappe 6: Holzgau – Warth am Arlberg
Streckenlänge: 20 km Höhenmeter: 870 hm bergauf – 450 hm bergab
Von Holzgau aus geht es heute zunächst auf weitestgehend flachen Wegen am Lechufer entlang nach Steeg. Hier gibt es einen kleinen Abstecher in die Naturkäserei Sojer, die einige Lechweg-Produkte verkauft (Käse, Wurst, Schnaps oder auch eine gut duftende Naturseife). Hinter Steeg und dem Örtchen Prenten überquert der Lechweg schließlich die Lechtalstraße L 198. Dann dauert es nicht mehr lange bis ein sich um Kurve und Kurve schlängelnder, längerer Anstieg auf einem breiten Schotterweg beginnt – sicher nicht der schönste Teil der Etappe und das einzige Mal, dass ich diejenigen kurz beneide, die den Lechweg in die andere Richtung laufen. Nach etwa 1,5 Stunden ist der Anstieg geschafft und es geht auf schönen Wanderpfaden mit Panoramaaussichten weiter bis nach Lechleiten. Von hier sind es noch 4 Kilometer bis zum Etappenziel Warth, die größtenteils auf Trampelpfaden durch grüne Bergwiesenhänge verlaufen. Kurz vor Warth überquere ich den Krumbach auf einer kleinen Brücke und übertrete damit auch die Grenze von Tirol ins Bundesland Vorarlberg.
Fazit: Bis auf die Strecke des langen Anstiegs auf dem (langweiligen) kurvenreichen Schotterweg eine sehr schöne, abwechslungsreiche Etappe. Die Berge werden immer imposanter und auf dem Panoramaweg nach dem langen Anstieg wird man mit tollen Aussichten für die vorherige Anstrengung belohnt.
Unterkunft in Warth: Wäldermetzge Hüttenzimmer (einfache, aber saubere und neue Hüttenzimmer, kleiner Wellnessbereich mit Sauna, gutbürgerliche Küche im zugehörigen Imbiss, freundliche Gastgeber)
Die Etappe ging heute eher entspannt los.
Dann wurde es anstrengend. Kurve um Kurve ging es hinauf.
Nach dem Anstieg ging es über einen Panoramaweg weiter bis Lechleiten.
Ankunft in Warth am Arlberg
Etappe 7: Warth am Arlberg – Lech am Arlberg
Streckenlänge: 10,5 km Höhenmeter: 330 hm bergauf – 370 hm bergab
Im Sonnenschein startet der Weg in Warth heute mit grandiosen Aussichten! Ich brauche ganz schön lange für den ersten Teil des Weges, der kurz entlang eines Berghangs verläuft und dann zu einem Waldpfad wird. Ich muss einfach immer wieder stehenbleiben und genießen. Die Sonne blitzt durch die Bäume hindurch und es ist eine fast magische Atmosphäre. Hinter dem Waldstück überquere ich schließlich eine Brücke – die Geisbrücke – und folge einem Wiesenpfad direkt am Berghang. Dieser entpuppt sich – ganz unerwartet – nach heftigen Regentagen als der schwierigste Teil des gesamten Lechwegs. Ich versinke bis zu den Knöcheln in tiefem Matsch, es ist extrem glitschig, jeder Tritt ist gut überlegt und dennoch rutsche ich immer wieder aus. Kurz hadere ich damit, umzukehren. Ganz langsam, mit Konzentration und mithilfe meiner Wanderstöcke schaffe ich es aber schließlich doch über den Hang. Vorsichtig geht es weiter auf teils steilen Wegen, in die Holzbohlenstufen für mehr Trittsicherheit verankert sind. Auch die sind durch die Nässe arg glitschig. Fast ein bisschen erleichtert bin ich, als es nur noch auf breiten Schotterwegen weitergeht und der Weg bis Lech keine weiteren, aufregenden Passagen mehr enthält.
Fazit: Grundsätzlich eine sehr schöne und abwechslungsreiche Etappe durch Wald, Wiesen und über Berghänge, teils auf schmalen Wanderpfaden, teils auf Schotterwegen. Bei Nässe ist aber Vorsicht geboten, da der Weg rutschig und glitschig wird und Sturz- und Verletzungsgefahr besteht. Im Zweifel würde ich diese Teilstrecke bei Schlechtwetter eher auslassen.
Unterkunft in Lech am Arlberg: Hotel Laurus (dunkles Zimmer, Blick auf Parkplatz, Rezeption selten besetzt, schöner Wellnessbereich, schneller Wäscheservice)
Bestes Wanderwetter am Morgen in Warth am Arlberg
Das “L” weist durchgängig den Weg
Manche Momente sind einfach nicht in Worte zu fassen.
Noch einmal wird der Lech überquert und geht es über matschige, pratschige Wiesenwege bergauf.
Das heutige Etappenziel im Blick: Lech am Arlberg
Tipp: in Lech am Arlberg mit der Rüfikopfbahn auf 2350 m Seehöhe befördern lassen
Wer in Lech noch ein wenig Zeit und klares Wetter hat, sollte sich eine Fahrt mit der Rüfikopfbahn auf 2350 m Seehöhe nicht entgehen lassen. Die Aussicht an der Bergstation ist einfach der Wahnsinn!
Etappe 8: Lech am Arlberg – Formarinsee
Streckenlänge: 14 km Höhenmeter: 620 hm bergauf – 200 hm bergab
Ich starte die letzte Etappe des Lechwegs in der Ortsmitte von Lech. Der Weg zum Formarinsee führt heute kontinuierlich bergauf, zuerst nur leicht, ab der Hälfte der Etappe deutlicher. Das erste Highlight des Weges sind die Ausblicke auf den in allen Blautönen schillernden Lech vor einer Wald-, Wiesen- und Bergkulisse. Traumhaft schön! Auf Wiesenpfaden, über in Felshänge gebaute, direkt am Lech entlanglaufende Holzstege und über schöne Alpwiesen wandernd, nehme ich mir Zeit, die letzten Tage auf dem Lechweg gedanklich Revue passieren zu lassen. Auf der letzten Teilstrecke geht es einen steindurchsetzten Wiesenhang hinauf. Der Weg zieht sich ein wenig, aber irgendwann taucht dann doch die Formarinalpe rechts vom Weg auf. An einer Bushaltestelle vorbei, von wo der Bus später zurück ins Tal fährt, geht es jetzt nur noch einen Schotterweg hinab zum Ende des Lechwegs – dem türkis schimmernden Formarinsee. Es ist geschafft!
Fazit: Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Für mich ist Etappe 8 die schönste Etappe des Lechwegs. Das Laufen auf den Pfaden macht Spaß, die Umgebung ist traumhaft schön, das Plätschern des Wassers ist zudem ein beständiger Begleiter. Nicht zu missachten – die Fahrt zurück ins Tal auf dem offenen Deck des Busses: die Haare wehen im Wind, es geht durch traumhaftes Panorama, was nun ganz bequem im Sitzen noch einmal genossen werden darf.
Hereinspaziert in die letzte Etappe des Lechwegs!
Eine wunderschöne letzte Etappe, die noch einmal alles vereint: Wälder, Wiesen, Berge und nicht zuletzt den türkisblauen Lech.
Ankunft am Formarinsee. Es ist geschafft: 125 Kilometer Lechweg liegen hinter mir.
Glücklich und ein bisschen stolz.
Ein persönliches Fazit
Es war die beste Entscheidung, den Lechweg als meinen ersten Weitwanderweg zu wählen. Die Erinnerung an diese Erfahrung begeistert mich immer noch sehr und ich habe größte Lust, gleich wieder aufzubrechen (und plane dies auch bereits). Wenn ich zurückdenke an die 8 Tage des Weitwanderns auf dem Lechweg, dann denke ich an das Plätschern und Rauschen des Lechs, an hügelige, grüne Bergwiesen, an Bergseen, an die Königsschlösser in Füssen, an Wälder und meine dumpfen Schritte auf Waldboden, an Panoramaaussichten, an Muskelkater, an Regen und Sonne und Momente, über die eigenen Grenzen und Ängste zu gehen und ganz besonders an Gefühle von zunehmender Ruhe, Einklang mit mir selbst und nicht zuletzt von Stolz, den Weg (allein) geschafft zu haben.
So, wann kann ich bitte wieder los…? 🙂
Habt ihr auch schon Erfahrungen auf Weitwanderwegen gemacht? Welche Wege könnt ihr empfehlen (oder auch nicht)? Wenn ihr Anregungen, Fragen oder Feedback habt, freue ich mich über euren Kommentar!
Hinweis: Der Artikel enthält (unbezahlte) Werbung aufgrund von beispielsweise Ortsnennungen oder Unterkunftsempfehlungen. Meine Reise war selbst bezahlt und nicht gesponsert.